Heute hatten wir vor, uns ein Haus anzuschauen, das ein reicher chinesischer Geschäftsmann im neunzehnten Jahrhundert nach Feng Shui gebaut hat. Das bedeutet, dass alles in diesem Haus im Einklang ist und positive Energie in das Haus bringen soll.
Wir wollten in diesem Haus an einer einstündigen Führung teilnehmen, die um 14:00 Uhr begann. Deshalb konnten wir heute jedoch nicht erst um 13:00 Uhr frühstücken. Daher haben wir uns ein anderes Restaurant ausgesucht, das dann allerdings heute Ruhetag hatte, weshalb wir in das Lokal gegenüber gegangen sind und Char Koey Teow gegessen haben. Lara mag das jedoch nicht, da es etwas scharf ist, so hat sie Mee Goreng, also gebratene Nudeln, gegessen.


Es war so gemütlich und ruhig, dass wir noch etwas sitzen geblieben sind und sich Tobn und Monika noch etwas zu Trinken bestellt haben, übrigens hatten Tobn und ich „Sarsi“ oder auf englisch Root Beer, das ist ein schwarzes Softdrink, ähnlich wie Cola, das sehr süß ist, aber auch einen sehr eigenen, schwer zu beschreibenen Geschmack hat. Lara und Monika können es nicht ausstehen. Dann sind Lara und ich auf jeden Fall zu einem Laden die Straße runter gegangen, wo es auch diese Ice Balls gab. Lara kaufte sich eine mit Mangogeschmack und ich mir eine im Laden nebenan. Bei Lara wurde ein Eisklotz in einer Maschine zu Flocken gemacht und dann in zwei runde Schalen gegeben, die dann zusammengepresst eine Kugel ergaben. Abschließend wurde über die noch geschmacklose Kugel Mangosirup gekippt, wodurch dieser sehr lecker wurde. Mein Ice Ball hatte in der Mitte eine Kugel Durianeis und außenrum Wassereis mit allen möglichen verschiedenen Sirups.

Dann sind wir wieder zu unseren Eltern ins Lokal und einige Zeit später losgelaufen zu dem „blauen Haus“, welches von außen komplett blau gestrichen ist.

Es wirkte im Gegensatz zu den ganzen neu gebauten Hochhäusern drum herum gar nicht so groß. Wenn man sich dann aber überlegt, dass es im neunzehnten Jahrhundert gebaut wurde und diese ganzen Hochhäuser erst entstanden sind, nachdem Tobn hier wieder weggezogen ist, dann fällt einem auf, dass das Haus damals ganz schön gigantisch war.

Wir wurden eine Viertelstunde nach Ankunft, um 13:45 Uhr, in das Haus gelassen und konnten uns schonmal ein bisschen umschauen, bevor dann die Führung mit einem sehr netten Chinesen begann. Er erzählte uns eine Stunde lang sehr viele interessante Dinge über das Haus und den Besitzer Mr. Cheong Fatt Tze. Zum Beispiel gibt es einen nicht überdachten Innenhof, der einerseits die warme Luft aus dem Gebäude entweichen lässt und darüber hinaus Licht spendet, was auch aus dem Grund sinnvoll ist, dass Dunkelheit Pech bringt, und falls es einmal rein regnet, fließt das Wasser nicht direkt ab, sondern wird durch einen Mechanismus erst abgelassen, wenn es eine gewisse Höhe erreicht hat, da Wasser bzw. Regen im chinesischen (wegen der bäuerlichen Vergangenheit) für Geld steht und Mr. Cheong sehr reich werden wollte. Außerdem führten zu diesem flachen Becken, in dem das Wasser beim Regen gesammelt wird, zwei Treppenstufen runter, am Ende aber drei hinauf, da die Räume vom Eingang weg immer höher wurden. Dies soll den Aufstieg symbolisieren, das man im Leben wie hier im Haus immer höher kommt, was bei Mr. Cheong Fatt Tze hervorragend funktioniert hat.

Cheong war erst sehr arm und hat sich in Alter von sechzehn durch das Verkaufen von Wasser über Wasser gehalten 😉 Dann arbeitete er in einer Papierfabrik, doch sein Ziel war es immer, reich zu werden. Deswegen heiratete er einfach die Tochter der Fabrikbesitzers, wodurch dieser ihm Geld leihte, was Mr. Cheong in den Betrieb von Plantagen in Malaysia nutzte. Dadurch wurde er sehr reich und ließ sich mehrere Häuser nach Feng Shui bauen. Das auf Penang mochte er jedoch am meisten und dieses ist auch am besten erhalten.
Er wollte seinen Reichtum schon immer zeigen, wodurch die Häuser sehr prächtig und für damalige Verhältnisse groß waren. Dieses hat übrigens 38 Zimmer! Außerdem hatte er insgesamt acht Frauen, die auf seine verschiedenen Häusern aufgeteilt lebten, wodurch er überall eine oder gleich mehrere Frauen hatte. Er mochte die siebte seiner acht Frauen jedoch am meisten, weshalb diese als einzige in seinem Testament erwähnt wurde. Es war wohl auch kein Zufall, dass er acht Frauen hatte, da die Acht für Chinesen eine Glückszahl ist. Aus diesem Grund stützen im Innenhof auch acht Stahlsäulen, die Mr Cheong in Glasgow herstellen ließ, das obere Stockwerk, in dem ein ebenfalls aus Glasgow stammendes, kunstvoll geschmiedetes Geländer den Innenhof säumt.

Außerdem hat uns der Führungsleiter noch eine Geschichte von Mr. Cheong Fatt Tze erzählt, dieser wollte nämlich mal mit zwei europäischen Freunden nach Europa reisen und wollte für alle drei Tickets für die erste Klasse kaufen. Allerdings bekamen nur seine Freunde Tickets für die erste Klasse und er als Asiate hätte nur zweite Klasse fahren dürfen, woraufhin er das Schifffahrtsunternehmen kurzerhand aufkaufte und nun auch in der ersten Klasse nach Europa reisen konnte. Dieser Coup erwies sich aber auch als sehr lukrativ für ihn, denn nur sein Unternehmen bot Nichteuropäern die Möglichkeit, in der ersten Klasse zu reisen und zog so viele reiche Asiaten an.
So, genug von Mr. Cheong Fatt Tze jetzt, nach der Führung sind wir zur nächsten Bushaltestelle gelaufen und haben einen Bus in die Nähe dahin genommen, wo Tobns damalige Schule steht bzw. stand, denn heute ist dort nur noch die Front zu sehen und drumherum ist ein riesiger Hochhauskomplex entstanden.

Auf dem Weg von der Bushaltestelle zum Gurney Drive kamen wir am buddhistischen Temple of the Reclining Buddha vorbei. Die Schuhe lässt man vor dem Eingang stehen, ansonsten geht es dort völlig unkompliziert zu.


Anschließend mussten wir dann noch einige Zeit an den lauten Straßen von Pulau Tikus voller Menschen entlang laufen ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben, was allen sehr auf die Laune drückte. Dann haben wir jedoch das riesige Einkaufszentrum (Gurney Paragon) gefunden, vor dem noch eine Fassade des ehemaligen Schulgebäudes steht, welches leider für den Bau dieser riesigen Mall abgerissen wurde (siehe Foto oben).

In einem weiteren Einkaufszentrum nebenan, dem Plaza Gurney, sind wir dann zu McDonald’s gegangen und haben uns einen westlichen Snack gekauft. Mit McFlurry in der Hand sind wir dann noch zweihundert Meter weiter zum Gurney Drive Hawker Centre, unserem dritten Ziel des heutigen Tages, gelaufen. Das ist ein Food Court, also ein Platz, auf dem es überall Essensstände gibt, bei denen man sich etwas kaufen kann und sich dann in die Mitte an Tische setzen kann, die nicht zu einem bestimmten Stand gehören, sodass man sich bei verschiedenen Ständen etwas aussuchen kann und es sich dann gemeinsam genießen lässt. Diesen Food Court fanden wir allerdings leider enttäuschend, da das Essen bisher immer besser war als dort und wir uns auch von der Stimmung dort mehr erhofft hatten.
Beim Gehen haben wir dann noch einen Stand entdeckt, der nur Satay-Spieße verkaufte. Wir waren fasziniert von der Art, wie diese gemacht wurden und kauften insgesamt 15 Spieße, fünfmal Rind, fünfmal Lamm und fünfmal Huhn.
Dann haben wir den nächsten Bus nach Hause genommen und sind von der Bushaltestelle auch direkt ins Hotel gegangen, wobei wir uns auf dem Weg noch einen Strauß Longans gekauft haben. Das sind Früchte, die so ähnlich aussehen und auch schmecken wie Lychees, aber einfacher zu essen sind und am Ende einen ganz, ganz leichten, scharfen Nachgeschmack haben. Im Hotel haben wir diese dann noch gegessen und auch die Satay-Spieße verzehrt, welche schon ohne Soße sehr lecker waren und mit der scharfen Soße auch sehr gut geschmeckt haben. Durch die süße Würzung, in die die Spieße beim Grillen öfters gehalten wurden, waren sie jedoch sehr süß, was Monika nicht so mochte.

Das ist wieder sehr schön und interessant geschrieben 🙂